Behüt dich Gott - Gerhard Jokesch!

Auch Gerhard Jokesch, ebenfalls ein langjähriges und liebenswertes Mitglied unserer Pfarrgemeinde ist Ende Jänner, drei Jahre nach dem Tod seiner geliebten Frau Heide, zu Gott heimgegangen.
Gerhard war zwar Naturwissenschafter in unserer Pfarre aber waren es besonders seine musischen und spirituellen Fähigkeiten, die er in seiner ruhigen, besonnen Art einbrachte. So war Gerhard Mitglied der Männerschola, Leiter des Liturgiekreises und einer der ersten Wortgottesdienstleiter in Graz – Süd. Auch die Bücherei verliert einen verlässlichen und umsichtigen Mitarbeiter, der sich vor allem um die Instandhaltung unserer Bücher kümmerte.
Auch dir, lieber Gerhard, sei ein herzliches Vergelt`s Gott gesagt.
Wir werden dein aufmerksames Zuhören, deine Verlässlichkeit und deine liebenswerte Art sehr vermissen!
Sieglinde Hirschmann
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Lieber Gerhard!
Vor nicht einmal drei Jahren bin ich ebenfalls hier gestanden, bei der Verabschiedung deiner geliebten Frau Heide und so wie damals fällt es mir schwer vorzustellen, dass du nicht mehr unter uns bist. Wenn ich vom Ambo aus in die Runde schaue, dann ist dein Platz leer – ein Platz, auf dem du in den letzten Jahren verlässlich gesessen bist. Du hast dir diesen Platz ausgesucht, weil du von dort besser gehört hast.
Das Hören, das Zuhören – dieses aufmerksame Hören war eine deiner besonderen Gaben. Du hast deinem Gegenüber immer vermittelt, dass du voll und ganz bei der Sache bist, dass du dein Gegenüber und das Gesagte ernst nimmst.
Bei den Bibelrunden, bei Literaturabenden oder bei den offenen Gesprächsrunden warst du ein treuer Teilnehmer, hast zugehört und dann sehr oft auch aus der Sicht des Naturwissenschaftlers, des Mathematikers, der du ja von Berufs wegen warst, deine Sichtweise eingebracht. So hast du unter anderem bei einer Bibelrunde versucht, die Auferstehung mit der 4. Dimension zu erklären, was naturgemäß Verwirrung unter den Teilnehmern gestiftet hat.
Beim Durchstöbern der alten Pfarrblätter habe ich deinen Namen erstmals 1978 gefunden, du hast damals schon für den PGR kandidiert. Und du warst einer der ersten Sänger jener Männerschola, die gegründet von Willli Reicho, die Gottesdienste in der Anfangszeit unserer Pfarre musikalisch gestaltete. Aus dieser Schola wurde später unter der Leitung von Helmut Gugerbauer die Männerschola MEGS, die auch heute noch zur musikalischen Gestaltung unserer Feste beiträgt.
Aber du hast dich nicht nur musikalisch der Liturgie und ihrer Formen angenommen. Rückblickend hast du im Pfarrblatt 2007 über deine Mitarbeit im Liturgiekreis geschrieben:
„Es ist schon bald dreißig Jahre her, dass anlässlich der Neuwahl des PGR Listen aufgelegt wurden, in die sich Interessierte für die Mitarbeit in verschiedenen Bereichen eintragen konnten. Mein Interesse galt der Liturgie.“
Und das blieb auch so über die Jahre hinweg. Bereits Ende der 1970er Jahre taten bei uns Kommunionhelfer ihren Dienst, auch du und deine Frau Heide gehörten diesem Team an.. Du selbst warst anfangs nicht nur als Lektor tätig sondern hast dich auch bemüht eine vorausschauende Einteilung dieses Dienstes vorzunehmen – der Liturgiekreis war geboren, den du über viele Jahre geleitet, gemeinsam mit Pfarrer Wallner weiterentwickelt und später auch als Mitglied angehört hast.
Eine Besonderheit in Graz Süd war die frühe Einführung von Wortgottesfeiern, zunächst anstelle der samstägigen Vorabendmessen und in den Ferien, wenn unser Pfarrer auf Urlaub war. Du warst einer der ersten, die dafür zur Verfügung standen, auch wenn du vorher immer eine schlaflose Nacht hattest, wie du mir einmal erzählt hast. Du hast gesagt: „Es ist nicht dasselbe, wie wenn ich in einer Klasse stehe.“ Und ich kann dich gut verstehen – für mich warst du immer ein Vorbild in dieser Funktion. Und auch wenn du am Schluss keine Wortgottesfeiern mehr gehalten hast, warst du doch ein treuer Besucher und der aufmerksame Zuhörer, von dem ich schon gesprochen habe – ich werde dein Feedback nach einem Wortgottesdienst sehr vermissen.
Im Arbeitskreis für Ehe und Familie durfte ich einige Jahre mit Dir und Heide gemeinsam Ehevorbereitungstage abhalten. An einen erinnere ich mich noch besonders:
Es war nur ein Paar erschienen, beide Arbeiter und aus der Kirche ausgetreten. Unser Pfarrer liebte Titel und stellte vor: Dr. Wallner, 2 mal Mag. Jokesch, Mag. Hirschmann…
das Paar fühlte sich sichtlich unwohl und irritiert. Du meintest danach: „Ob wir diese beiden endgültig aus der Kirche vertrieben haben?“ Aber wie groß war unsere Freude, als wir Wochen später erfuhren: Sie sind wieder in die Kirche eingetreten und haben kirchlich geheiratet.
Das Wandern war bis zuletzt deine Leidenschaft und so ist es auch kein Wunder, dass du bereits bei der ersten Fußwallfahrt unserer Pfarre nach Mariazell im September 1983 dabei warst und sie ab 1985 immer wieder geleitet hast. Der Satz unseres Pfarrers „Pilgern ist Beten mit den Füßen“ beschreibt dich sehr gut. Auch die regelmäßige Wallfahrt am 8.Dezember nach Maria Rehkogel war dir ein Anliegen.
Daneben gab es noch Vollmond- oder Silvesterwanderungen auf den Schöckl und in den letzten Jahren hast du es dir zur Tradition gemacht, am 20. eines jeden Monats – in Erinnerung an den Sterbetag von Heide – eine kleine Wanderung zu unternehmen, begleitet von verschiedenen Pfarrmitgliedern.
Und noch eine ehrenamtliche Tätigkeit darf nicht unerwähnt bleiben – deine Mitarbeit in der Bücherei. Nicht nur als Heide die Bücherei leitete sondern bis zuletzt hast du verlässlich deinen Dienst versehen und dich vor allem um die Instandhaltung unserer Büchereibestände gekümmert. Unzählige Bücher hast du im Jahr renoviert und neu gebunden.
Danke, Gerhard für all deine vielfältigen Tätigkeiten in unserer Pfarre, für dein Mitdenken und Mittun, vor allem aber für deine Freundschaft und viele schöne Begegnungen.
Karl Haas hat anlässlich der Priesterweihe von Alfred geschrieben:
„Heimat ist nicht Enge sondern Tiefe.“ Heimat, die du primär und ursächlich in deinen Eltern und deiner Familie hast, heißt verwurzelt sein, schenkt die Verheißung des Wachsenkönnens und der Geborgenheit.
Lieber Gerhard!
Dein Platz in der Kirche ist physisch leer – aber die Heimat, die du nicht nur für deine Familie sondern auch für die Pfarrgemeinde warst, wird weiterleben und dein gelebtes Christsein in deiner ruhigen, besonnenen Art für uns in Erinnerung und Vorbild bleiben.
Sieglinde Hirschmann